Die methodistische Gemeinde in Schwäbisch Gmünd bestand ca. 116 Jahre: Zunächst von 1876-1906 und dann wieder von 1953-2022. Es ist eine sehr wechselvolle, spannende Geschichte, mit vielen Höhen und Tiefen. Wer sich die Zeit nehmen kann, liest am besten chronologisch im Jahresverlauf, in diesem Fall von unten nach oben. Wer sich an die letzten Jahre erinnern möchte, liest einfach weiter.
Versammlungsorte der Methodisten in Schwäbisch Gmünd
2016-2022: Friedenskirche in der Peter-und-Paul-Straße 1
Inzwischen ist die Gemeinde Schwäbisch Gmünd Teil des EmK-Bezirks Aalen. Pastor Rainer Zimmerschitt ist für beide Gemeinden zuständig.
Im Gemeindebrief Frühjahr 2016 wird berichtet: „Fast ein Jahr war die Gemeinde Schwäbisch Gmünd auf der Suche nach neuen Räumen. Zwölf Jahre waren wir in der Goethestraße, nun sind die Räume zu groß und zu teuer geworden. Nach vielen guten, freundlichen und ermutigenden Gesprächen haben wir uns entschieden: Unser Weg führt uns in die Friedenskirche auf den Hardt.
Die Evangelische Landeskirche überlässt uns die Räume zu sehr guten Konditionen. Dafür sagen wir Dank, dass wir als Gäste willkommen sind ist super! Ein großer Saal für die Gottesdienste steht bereit, andere Räume werden wir mit der Kindertagesstätte teilen. In dem Stadtteil werden wir schon erwartet.“
Sechs Jahre aktives Gemeindeleben auf dem schönen Sonnenhügel Hardt in Schwäbisch Gmünd geht zur Jahresmitte 2022 zu Ende. Wir als Evangelisch-methodistische Kirche verabschieden uns mit einem dankbaren Rückblick und einem hoffnungsvollen Ausblick. Am 1. Mai 2016 feierten wir den Neubeginn in der renovierten Friedenskirche in der Peter-und-Paul-Str. 1. Was war denn so alles los bei uns?
- Natürlich stand der sonntägliche Gottesdienst mit seinen vielen Variationen stets im Mittelpunkt.
- Von den Kindern des Hardts wurde der recht aktive Stamm 17 der WesleyScouts gerne besucht. Stammtreffen sowie mehrtägige Camps mit Zelt und Kochgeschirr bleiben in steter Erinnerung.
- Basteln, singen hören auf biblische Berichte waren unsere Stärken bei den Nachmittagen für Kinder auf dem Spielplatz in der Falkenbergstraße.
- Zusammen mit den Aalener Gemeindeleuten trafen wir uns jährlich bei der „Kirche im Grünen“; z. B. in Leinroden oder zur Taufe an der Rems in Mögglingen.
- Spannende Themen in den Hauskreisen und Bibelzeiten ergänzten die monatlichen Zusammenkünfte.
- Die Hardtfeste konnten mit unseren Beiträgen immer gut punkten. Sei es beim Lichterfest oder dem Ökumenischen Jahresschlussgottesdienst.
- Senioren trafen sich gerne zum schmackhaften Mittwochsfrühstück und zum „Start in den Tag“ – ab 2021 mit unserem neuen Pastor Hartmut Hilke. Bei den gemeinsamen Unternehmungen – wie zum Schloss Baldern oder ins Heubacher Schulmuseum – tauschten sie mit den Aalener Senioren interessante Erinnerungen aus.
So grüßen wir als Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche von Schwäbisch Gmünd (Hardt) mit dem biblischen Ausblick für jeden Leser: „Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst.“ Josua 1,9
2003-2016: Gemeindezentrum in der Goethestraße 3
Im Herbst 2002 beschloss die Gemeindeversammlung Schwäbisch Gmünd den Umzug von der Königsturmstraße 26 in die Goethestraße 3. Für viele wurde das Angebot als Geschenk Gottes und Gebetserhörung empfunden. Nachdem in vier Monaten von 51 Personen rund 1.500 Arbeitsstunden geleistet und fast keine bezahlten Bauhandwerker benötigt wurden, konnte das neue Domizil am 23. März 2003 im Rahmen eines Gottesdienstes bezogen werden.
Die festliche Einweihung fand unter reger Anteilnahme seitens des Bezirks am 13. April 2003 statt. Dankbar wurde an den enormen ehrenamtlichen Einsatz bei der Planung, den Verhandlungen und der Gestaltung der Räume gedacht.
Zur positiven Entwicklung der Gemeinde haben mündige Gemeindeglieder, ein rühriger Gemeindevorstand und Pastor Patrick Stephan beigetragen. Nach der Bauphase konnte sich Patrick Stephan wieder auf das eigentliche Ziel als Neulandmission konzentrieren. Seine kommunikative, humorvolle Art machte es ihm leicht, Zugang zu den Menschen zu gewinnen, besonders zur Jugend.
Das Gemeindezentrum in der Goethestraße liegt in unmittelbarer Nähe zum Peter-Parler-Gymnasium. So ist die Idee „Lunch mit Soße“ – Essen für Schüler – geboren. Jeden Donnerstag wurde ein Mittagessen angeboten. Die Resonanz bei Schülerinnen und Schülern war groß. Es ergaben sich gute Gesprächsmöglichkeiten und die Gemeinde wurde durch diese Arbeit in Gmünd bekannt.
Auch das Oktoberfest „Ost trifft West“ zum Tag der Deutschen Einheit in Gmünd – Pastor Stephan war selber ein Erzgebirgler – war für den ganzen Bezirk inzwischen zu einem festen Bestandteil geworden.
Nachdem Schwäbisch Gmünd mehr als 10 Jahre in der Liste der zu fördernden Gemeindeaufbauprojekte verzeichnet war und sich die Gemeinde stabilisiert hatte, wurde der Bezirk in Kenntnis gesetzt, dass der Neulandsmissionsstatus für Schwäbisch Gmünd ab 2005 ausläuft. Dies brachte eine Erhöhung der Umlage und damit der finanziellen Belastungen für den Bezirk mit sich. Die Gemeinde in Schwäbisch Gmünd hat deutliche Standortvorteile gegenüber den Gemeinden in Schorndorf und Plüderhausen, ist sie doch die einzige freikirchliche Gemeinde in der Kernstadt Schwäbisch Gmünd. So finden sich immer wieder neue Menschen ein, die aus beruflichen oder Studiengründen nach Schwäbisch Gmünd ziehen. Und immer wieder sind auch Ostdeutsche dabei, die damit an die Neugründungssituation der Gemeinde in den 50er Jahren anknüpfen.
Die Kehrseite der Chance, mobile Menschen zu erreichen ist die hohe Fluktuation. Menschen kommen in eine Gemeinde, sie gehen aber auch wieder, aus Studien- oder beruflichen Gründen, aber auch aus privaten oder theologischen Gründen. Das moderne Nomadentum führt dazu, dass die Gemeinde in Schwäbisch Gmünd wie viele andere Gemeinden auch, zwar immer wieder neue Leute erreicht, aber auch andere verliert und deshalb gliedermäßig in den frühen 2000er Jahren eine eher stagnierende Entwicklung hatte.
1967-2003: Kapelle in der Königsturmstraße 26
Unter Pastor Kurt Kircher wurde 1967 das Haus mit angrenzendem Saal in der Königsturmstraße 26 zum Preis von 150.000 DM erworben. Der Anbau wurde mit tatkräftiger Unterstützung von Geschwistern aus Plüderhausen und Schorndorf von Grund auf zu einem Gottesdienstraum umgebaut und das Wohnhaus renoviert. Unter der künstlerischen Leitung von Otto Zeyher fertigte der Schorndorfer Gemeindechor das Glasbetonfenster an. Am 6. Oktober 1968 wurde der Gottesdienstraum feierlich eingeweiht. Als Hausmeistereheleute zogen Peter und Roswitha Semrau in das Wohnhaus ein.
Es wurden mehrere Gemeindegruppen ins Leben gerufen: eine Sonntagsschule, zeitweise ein Chor, ein Frauenkreis, eine Jungschar und Hauskreise. In den 70er Jahren fanden in gewissen Abständen deutsch-amerikanische Gottesdienste statt, da Kontakte zur Hardt-Kaserne entstanden waren.
Durch zwei evangelistische JMM-Einsätze (JMM = Junge Menschen missionieren) im Stadtgarten entstand ein 14-tägiger Gesprächskreis, und auch durch Bibelwochen bemühte sich die Gemeinde, unterstützt vom ganzen Bezirk, in der Öffentlichkeit wirksam zu werden, zum Glauben zu rufen und in die Gemeinde einzuladen. Aufgrund von Kontakten zur Pädagogischen Hochschule kamen auch Studierende regelmäßig in die Gottesdienste.
1978 wurde im Evangelischen Gemeindehaus in der Gemeindehausstraße das 25-jährige Gemeindejubiläum und 10 Jahre Königsturmstraße gefeiert. Anwesend waren Pastor Kircher, in dessen Dienstzeit der Gottesdienstraum gebaut wurde. Pastor Bischoff, der 1953 die ersten Gottesdienste in Gmünd hilt, und der frühere Pastor R. Böhringer.
Die folgenden Jahre brachten Tiefen und Höhen im Gemeindeleben. Tiefen infolge familiärer Krisen und Probleme, weil keine hauptamtliche Kraft an Ort und Stelle war, und die Gefahr bestand, dass Gmünd neben der übrigen Bezirksarbeit zu kurz kommt und am Rande des Schorndorfer Bezirks liegend als „Stiefkind des Bezirks“ behandelt wird. Und Höhen, weil die Gemeinde in Bewegung war und in ihr immer wieder suchende und fragende Menschen auftauchten und Anschluss finden. Der Gottesdienstraum war an manchen Tagen bis auf den letzten Platz gefüllt.
Im Dezember 1990 wies Laienvertreter Manfred Schwalbe von der Gemeinde Schwäbisch Gmünd in der Bezirkskonferenz (BK) darauf hin, dass nach einem gewissen Tief vor Jahren etliche junge Familien neu in die Gemeinde gekommen wären und etwa 20 Kinder in zwei Gruppen betreut würden. Die Bereitschaft zum Engagement wäre groß. Er bat zu prüfen, ob aus dem Fonds für Neulandmission Hilfe geleistet werden könnte. Im März 1991 lag der BK dann ein Antrag der Gemeindeversammlung Schwäbisch Gmünd vor, der u.a. folgende Anliegen enthielt: „Schwäbisch Gmünd wird als Gemeindeaufbauprojekt im Rahmen der Neulandmission betrachtet. In Schw. Gmünd mit ca. 60.000 Einwohnern und einem Umfeld von ca. 30.000 Personen ist das evangelische Element schwach vertreten. Auf freikirchlichem Sektor gibt es nur russlanddeutsche Baptisten. Die Chancen missionarischer Tätigkeit in dieser katholischen Region wird positiv beurteilt. Das Kabinett wird um Zuweisung einer weiteren hauptamtlichen Kraft gebeten. Von Schorndorf oder Plüderhausen aus lässt sich das Projekt nicht mit der nötigen Intensität bewerkstelligen. Der oder die für die Neulandmission Beauftragte müsste in Schwäbisch Gmünd präsent sein.“
Die Süddeutsche Jährliche Konferenz nahm die Gemeinde Schwäbisch Gmünd daraufhin in die Liste der zu fördernden Gemeindeaufbauprojekte auf und wies zum 01.01.1993 Thomas Brinkmann als pastoralen Mitarbeiter der Gemeinde zu. Unter Pastor Thomas Brinkmann, der mit seiner Familie seinen Wohnsitz in Schwäbisch Gmünd hatte, kamen viele Neue in die Gemeinde. Die Gemeinde wuchs. Es gelang ihm, Freude am Evangelium zu vermitteln und Menschen, die im Glauben Halt suchen, zu erreichen. In die Gottesdienste brachte er neue Elemente ein. Mehrmals beteiligte sich die Gemeinde an den missionarischen Pro-Christ-Aktionen. Die Folge waren neue Gemeindegruppen und neuer Schwung in bestehenden Gruppen. Jungschararbeit und Jugendkreis, Pfadfindergruppe, Frauenfrühstück, Gebetsfrühstück, Gebetskreis. Wochenendfreizeiten und spezielle Abendgottesdienste sorgten für ein lebendiges Gemeindeleben, ebenso wie abwechslungsreiche Sonntagsgottesdienste.
Im Oktober 1993 führte Pastor Brinkmann das Seminar „Tour durch das Alte Testament“ durch. Als die Erdgeschosswohnung 1994 frei wurde, wurden diese Räume für die Gemeinde nutzbar gemacht. 1995 wurde ein Glaswindfang an der Eingangstür angebracht. So konnte auch der Vorraum in den Gottesdienstraum, der immer voll besetzt war, einbezogen werden. Im gleichen Jahr stand das EmK-Mobil auf dem Marktplatz und in der Hardt-Siedlung und lud zu Glaubensgesprächen ein.
Zur räumlichen Enge bei Gemeindeveranstaltungen kam jedoch auf die Sanierungsbedürftigkeit des Anwesens in der Königsturmstraße. Es wurden Überlegungen angestellt, den Gottesdienstraum zu erweitern oder ein anderes geeignetes Gebäude zu suchen. Die Renovierung des Altbaus wurde als zu teuer verworfen. Längere Zeit spielte man mit dem Gedanken, am Siechenberg im Schwerzer ein größeres Gelände zu kaufen und darauf ein Gemeindezentrum zu erstellen. Für dieses Projekt wurde um Spenden und Privatdarlehen geworben. Aber es zeichneten sich erhebliche Probleme für die Verwirklichung des Projekts ab, dass man davon Abstand nahm – im Nachhinein eine kluge Entscheidung.
Pastor Brinkmann wurde 1998 nach Ulm versetzt. Sein Nachfolger, Pastor Jörg Mitschele, verließ nach verheißungsvollem Start nach nur 2 1/2 Jahren Dienst wegen Spannungen mit der Gemeinde Gmünd wieder und ist heute Laienprediger. Ein Jahr lang wird Schwäbisch Gmünd vom Pastorenehepaar Burkhardt-Kibitzki und Praktikantin Kerstin Gottfried von Schorndorf und Plüderhausen aus betreut bis im September 2002 Pastor Patrick Stephan mit seiner Frau Makeleta nach Schwäbisch Gmünd kam.
Der Umzug in das Gemeindezentrum in der Goethestraße 3 fand im Frühjahr 2003 statt. Im Dezember 2005 konnte das Anwesen Königsturmstraße 26 zum Preis von 160.0000 Euro verkauft werden.
1956-1967: Villa Mörikestraße 12
Als die Versammlungen in der Gutenbergstraße nicht mehr fortgesetzt werden konnten, nahmen Erich Bauer und seine Frau die Gemeinde 1956 in ihr Haus Mörikestraße 12 auf. Familie Bauer konnte die Villa als Nachmieter von Familie Möckel übernehmen, die nach USA auswanderten. Frau Bauer und Frau Möckel waren Geschwister.
Zunächst entwickelte sich die wachsende Gemeinde geradezu zu einer „sächsischen“ Gemeinde. Viele Erzgebirgler fanden eine geistliche Heimat in der Gemeinde. Als 1958 Willi Bidermann und Dr. Erich Lubahn eine Evangelisation im Stadtgartensaal hielten, fanden auch schwäbische Gmünder zum Glauben und hielten sich zur Gemeinde. Mit der dazugehörigen Diaspora um Aalen, die einige Besuchsorte aufwies, zählte die Gemeinde inzwischen 29 Mitgleider, 2 Probemitglieder und 10 Freunde.
Am 1. September 1960 kam Schwäbisch Gmünd zum Bezirk Schorndorf. 1965 fand in der Villa Bauer eine Evangelisation statt. Nachmittags hielt der zweite Pastor Werner Schmolz Kinderstunden mit bis zu 20 Kindern ab.
1953-1956: Hausgottesdienste in der Gutenbergstraße 1
Nachdem die Arbeit in Gmünd 1906 aufgegeben wurde, hat der Herr, unser Gott, 1953 in Schwäbisch Gmünd einen Neuanfang geschenkt.
Im Jahr 1953 wurde der Postbeamte Herbert Jahnke von Berlin nach Schwäbisch Gmünd versetzt. In Berlin stand der ehemalige Ostpreuße Jahnke zusammen mit seiner Frau fest in der methodistischen Gemeinde. Das Ehepaar kam mit dem Vorsatz nach Gmünd, ihr Haus, wo immer sie der Weg hinführt, für methodistische Versammlungen zu öffnen.
So begannen Jahnkes in ihrer Wohnung in der Gutenbergstraße 1 einen Hauskreis. Zu den ersten, die teilnahmen, gehörten das Ehepaar Unger, die aus Aue im Erzgebirge stammten. Am 22. November 1953 hielt Pastor Hermann Bischoff aus Welzheim den ersten Hausgottesdienst. Pastor Bischoff, der auf dem Welzheimer Wald bereits 10 Predigtplätze hatte, betreute bis 1956 Schwäbisch Gmünd als weiteren Predigtplatz. Sein Nachfolger Willi Bidermann traf bei den dreiwöchigen Versammlungen einen kleinen lebendigen Kreis von 5-10 Personen an. Fortan erschienen die Methodisten auch in den kirchlichen Nachrichten der Presse. Verstreut wohnende Methodisten erfuhren so von der Existenz dieser neuen Gemeinde.
1906-1953: keine Gemeindearbeit in Schwäbisch Gmünd
In den 47 Jahren zwischen 1906-1953 gab es in Schwäbisch Gmünd keine methodistische Gemeindearbeit.
1876-1906: Kapelle in der Remsstraße 22
Die Wesleyanisch-methodistische Missionsgesellschaft fasste 1876 den Beschluss, auch unter der katholischen Bevölkerung von Schwäbisch Gmünd zu missionieren. So versetzte Superintendent J.C. Barratt 1876 den in Alfdorf stationierten Prediger Johann Christian König mit seiner Familie in die katholische Stadt Schwäbisch Gmünd.
Es begann eine 30-jährige Geschichte des Methodismus in Schwäbisch Gmünd, die letztlich vom gleichen Misserfolg geprägt war wie 350 Jahre vorher die Geschichte der protestantischen Reformation. Damals waren die Reichsstädte die Vorreiter der Reformation in Württemberg. Nur Schwäbisch Gmünd war eine der wenigen Reichsstädte, welche die evangelischen Prediger nicht zum Zug kommen ließen. Andreas Altlamer, der in Gmünd im Sinne der Reformation wirkte, musste sich 1525 durch Flucht aus Gmünd retten.
Prediger König bemühte sich sehr um eine Gemeindegründung und begann noch im gleichen Jahr mit dem Bau einer Kapelle in der Remsstraße 22. Aber der Pöbel, von der katholischen Geistlichkeit aufgestachelt, war feindselig gestimmt und behinderte eine ruhige Arbeit. Trotzdem konnte er, als er 1878 von Gmünd nach Schorndorf versetzt wurde, 14 Glieder und 3 Probeglieder melden.
Auch unter seinen Nachfolgern entwickelte sich das Werk kaum und hatte ständig unter Missständen zu leiden. Schwer war offenbar das Jahr 1884, als der Lokalprediger und 9 andere Mitglieder entlassen werden mussten. Nachdem Prediger Johannes Zwink 1888 nach Amerika ausgewandert war, blieb der Bezirk ein halbes Jahr verwaist. Prediger Fr. Rück war dann durch Krankheit stark behindert und wurde nach einem Jahr wieder versetzt. Obwohl Gmünd damals offenbar keine Mitglieder mehr hatte, versuchte Prediger Läpple die Stellung bis 1893 zu halten. Sein Nachfolger J. Fr. Wiesenauer gab 1893 zu Protokoll: „Die Predigtplätze des Gmünder Bezirks kamen auf Beschluss des Distrikts zum Welzheimer Bezirk. Nun soll ich in Gmünd den letzten Versuch machen, ob eine Gemeinde für den Herrn zu gründen ist. Gott helfe mir.“ Der Versuch misslang. Die Arbeit musste Ende des Jahres eingestellt werden.
Gmünd gehörte jetzt also zum Bezirk Welzheim. Von 1876-1893 gab es einen Bezirk Gmünd. Lorch und Weitmars gehörten zeitweilig zum Bezirk. Gmünd war u.a. neben Oberurbach, Schorndorf und Welzheim auf der Bestellungsliste aufgeführt und hatte damit Alfdorf verdrängt. Als nun ab 1897 die Bischöfliche Methodistenkirche das Sagen hatte, wurde Gmünd dem Bezirk Schorndorf angegliedert. In der Konferenz-Verhandlungsniederschrift von 1898 ist folgendes festgehalten: „Zum Schorndorfer Bezirk gehört auch das früher von unseren wesleyanischen Brüdern bearbeitete Schwäbisch Gmünd, eine Stadt von 20.000 Einwohnern mit bedeutender Industrie in der Gold- und Silberbranche. Da in dieser Stadt von früher eine passende Kapelle mit Predigerwohnung zugehört, so scheint es uns als geboten, dieses Arbeitsfeld wieder zu besetzen. Dieses alte und wieder neue Arbeitsfeld könnte leicht mit Schorndorf verbunden werden und von da aus, mit der Unterstützung eines Gehilfen, regelmäßig bedient werden. Wir wollen also Gmünd nicht aufgeben, wie geplant worden war.“
So wurden also 1898 die Versammlungen nach Jahren der Pause wieder aufgenommen. Am Anfang konnten schöne Versammlungen mit 30-45 Personen gehalten werden, aber so gestört, dass man geneigt war, die Polizei in Anspruch zu nehmen. „Durch die bedauernswerten Umstände blieben bessergestellte Personen fern.“ Bald schrumpfte die Zuhörerschar auf 8-12 Personen. Ernüchtert berichteten die Konferenzverhandlungen 1900: „Gmünd, wo wir ein schönes Kircheneigentum besitzen, ist leider immer noch ein Sorgen- und Schmerzenskind. Die Arbeit erscheint nahezu erfolglos. Wir wollen es aber noch ein weiteres Jahr probieren.“
Im Kirchenbuch ist 1903 zu lesen: „Zwar hörten die zur Tagesordnung gehörenden Ruhestörungen auf, aber dafür auch Erweckungen und geistliches Leben. Das Aufgeben des Werkes muss bald erwogen werden.“
Auch in den folgenden Jahren blieb Gmünd das Sorgenkind. Ende 1905 wurde der Beschluss gefasst, Gmünd aufzugeben, da kein Mitglied mehr vorhanden war und keine Aussicht bestand, neue zu gewinnen. Nach langen Verhandlungen wurde die Kapelle 1906 um 18.000 Mark verkauft. Der Erlös wurde aufgeteilt auf Welzheim, Alfdorf, Ulm und Schorndorf. Das Gebäude ist heute ein Wohnhaus.
Quellen:
- Ulrike Burkhardt-Kibitzki, Helga Hess, Rudi Wuchterl: Festschrift „150 Jahre Bezirk Schorndorf“, 2006
- Manfred Schwalbe: Sammlungen aus dem Gemeindebrief-Archiv der EmK-Gemeinde Schwäbisch Gmünd